In aller Kürze beschreiben sie Orte des geselligen, informellen öffentlichen Lebens. Geprägt wurde der Begriff von dem Soziologen Ray Oldenburg, der zwischen dem zu Hause als first place, den Arbeitsplatz als secound place und jenem Aufenthaltsraum bzw. jene Aufenthaltsräume dazwischen Unterschied. Diese bezeichnete er als third places, sogenannte dritte Orte. Das bedeutet explizit aber nicht, dass jeder Raum außerhalb von zu Hause und Arbeit als dritter Ort bezeichnet werden kann. Ray Oldenburg stellt acht Hauptcharakteristika auf, die ein Ort erfüllen muss, um tatsächlich ein „echter dritter Ort“ zu sein:
neutral einfache Treffen ohne „Gastgeber“ oder andere Verantwortung
inklusiv ohne besondere Zugangsvoraussetzungen >> soziale Durchmischung
kommunikativ hier finden Austausch, Diskussionen etc. statt (daher sind auch Begriffe wie politisch, intelektuell und demokratisierend von großer Bedeutung)
zugänglich / Verfügbarkeit das K22 steht im Idealfall möglichst lange / immer offen
regelmäßige Nutzung von „Stammgästen“, die den Charakter prägen
unauffälliges / unspezifisches äußere, einfachere Optik / Reduktion von Statuseinflüssen
gelöste und verspielte Stimmung “The Basic motivation; that which draws people back time and time again is fun” (Oldenburg: xxii)
Nicht immer müssen alle Kriterien in ihrer Gänze zutreffen. Ein gutes Beispiel dafür ist das Konzept des klassischen „Wiener Kaffeehauses“, das zwar nicht komplett ohne Konsumzwang auskommt, aber in dem man auch mit einem Kaffee für kleinen Preis den ganzen Tag verweilen, Zeitung lesen, oder sich unterhalten kann. Dritte Orte sind für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt entscheidend: „In the convivial atmosphere of third places, people get to know one another and to like one another and then to care for one another. When people care for one another, they take an interest in their welfare; and this is a vastly superior form of welfare than that obtained by governmental programs. It is based on mutual consent, genuine empathy, and real understanding of peoples’ situations. Nobody is a “case”. (Oldenburg: xxi) Im Grunde hat die Kiefernstraße schon jetzt 3. Orte – sie funktioniert vielleicht sogar als gesamte Straße als 3. Ort: vom Kiefern-Emailverteiler über ein sich oftmals Kennen und aufeinander Acht geben, dem Austausch und bis hin zu Möglichkeiten, sich zu organisieren, Straßenfeste und Aktionen auf die Beine zu stellen. Doch ist dieser Ort offen für Veränderungen – drastischer noch: ist er tatsächlich offen? Das K22 steht im diesem Sinne als dritter Ort für einen Fortbestand und eine Öffnung der Erzählungen der Kiefernstraße. Ein Ort, an dem man darüber hinaus auch im Winter und bei schlechterem Wetter warm und trocken bleibt.